Ich bekenne mich schuldig

"Ich bekenne mich schuldig"

Von: Nezar

Gleich zu Beginn: Ich bekenne mich schuldig! Denn der folgende Text ist nicht objektiv. Im Gegenteil, durch und durch subjektiv. Schließlich geht es nicht um irgendein Thema, sondern um eine unschätzbare Erfahrungswelt.

Ihr könnt das mit einem einfachen Test überprüfen: Wenn ihr muslimische Jugendliche trefft, werft das Stichwort „HDI-Zeltlager“ in die Runde. Diejenigen, die mit einem träumerischen Blick und einem Lächeln reagieren, sind die wahren Insider. Der Rest, der das Gesicht verzieht und nur an eklige Spinnen und Mücken denkt, sind leider die Outsider.

Was ist also das Geheimnis des HDI-Zeltlagers?

Vor vielen Jahren kam ein Bruder auf die Idee im Odenwald ein Zeltlager zu organisieren. Die hügelige Landschaft mit ihrer unberührten Natur scheint von Allah nur dazu erschaffen zu sein.

Wie ein unsichtbarer Leuchtturm zog jeden Sommer ein verschlafenes Dörfchen Wald-Amorbach Jugendliche von Sylt bis Wien an. Denn mit schweren Rücksäcken und Schlafsäcken geschultert, wusste jeder was ihm bevorsteht:

Pures Abenteuer!

Jedes Zeltlager beginnt mit Wanderungen. Bei den Nachtwanderungen werden dann die acht- bis dreizehnjährigen schon einer ersten Mutprobe unterstellt, indem sie einzeln hundert Meter durch den dunklen Wald laufen. Natürlich kann hinter jedem Busch eine kleine Überraschung lauern ;-)

Bei den darauf folgenden Rallyes ist dann schon ein bisschen mehr Geschick gefragt. Mit Kompass und Wegbeschreibung müssen die Teams in der Umgebung Stationen finden und dort knifflige Rätsel lösen. Vor allem wenn die Schwestergruppen ihre Rallye veranstalten, gibt es immer was zu lachen. Ein Gerücht besagt, dass eine Gruppe sich dermaßen verlaufen haben soll, dass sie am Ende von der Polizei, unserem Freund und Helfer, zum Lager zurückgefahren werden musste ;-)

Das Highlight eines jeden Zeltlagers ist aber das berühmt berüchtigte Aussetzen. Kurz vor Mitternacht, wenn es im Odenwald richtig duster ist, werden die Gruppen an einem unbekannten Ort ausgesetzt. Mit Karte und Kompass gilt es zum Lager zurückzufinden. Und spätestens dann werden aus den unsportlichsten Stadtkindern wahre Junglekämpfer, dass selbst Indiana Jones die Kinnlade runterfällt. Querfeldein, sich durch das Dickicht schlagend, mit von dornigen Büschen zerkratzten Beinen und von den vielen Kilometern schmerzenden Füßen fiebert jedes Team gemeinsam dem Zeltlager entgegen. Denn der Gruppe, die am frühen Morgen als erste das ersehnte Ziel verschwitzt erreicht, gebührt Ruhm und Ehre...

...und viele kostbare Süßigkeiten als Gewinn :-)

Natürlich gibt es über die Tage viele andere Aktivitäten, wie z.B. Wettkämpfe (Nutella-Glas-Auskratz-Wettbewerb), Sport-Turniere und vieles mehr.

Aber umso mehr freut man sich, wenn man es sich nach einem ereignisreichen Tag einfach am Lagerfeuer gemütlich machen kann. Bei süßem Tee, heißen Folienkartoffeln, sternklarer Nacht und der lustigen Gemeinschaft kommt eine Atmosphäre auf, die man sein Leben lang nicht vergisst.

Natürlich gibt es noch viel mehr, was das HDI-Zeltlager zum Kult macht, ja zum wahren islamischen Lifestyle. Das eiskalte Quellwasser für das Wudu und Duschen, das Beten unter freiem Himmel. Aber es ist unmöglich, das alles aufzuzählen. Ihr müsst es schon selber erleben.

Und mit eurem Du’a wird inscha Allah der Tag bald kommen, an dem die Sonne wieder über die weißen Zelte aufsteigt :-).